Skaby und der Skabyer Torfgraben
Im Südosten von Friedersdorf. ganz abseits von jeglichem Verkehr, liegt umge-ben von der Friedersdorfer Forst Skaby. Seit 1922 gehört das Forsthaus Skaby und seit 1931 das Gut Skaby zur Gemeinde Friedersdorf.
Gegründet wurde Skaby 1780 im Auftrag des Preußenkönigs Friedrich 11. als Vorwerk des Gutes Stahnsdorf. Seine Fläche betrug 125 ha. Es wurde später ",m 50 ha durch Zukauf vergrößert. Den größten Nutzen gewährte das Vorwerk bei der Ausnutzung der sich in seiner Nähe befindlichen Torflager. die sehr groß und bedeutend waren. Die Einnahmen flossen In die königliche Hofkammerkasse.
Nachdem man etwa 95 ha ausgetorft hatte. wurde die Torfgewinnung für die königliche Hofkammer unrentabel. Sie verkaufte 1812 das Gut an den letzten Torfinspektor. Bei der bald geringer werdenden Torfausbeute wechselten mehrfach die Besitzer des Gutes. Der Torfabstich lohnte sich bald gar nicht mehr, so das 1883 das ganze Luch in Ackerland und Wiesenboden umgewandelt wurde.
Eine planmäßige Entwässerung ging dazu voran. Später wurde eine Sanddecke auf das Luch geschüttet. Etwa 150000 m" Sand schüttete man mittels einer von Pferden gezogenen Feldbahn in die Torflöcher. Die Arbeit leisteten 80-100 Arbeiter in 19 Monaten. So war das ertraglose Luch in fruchtbares Kulturland umgewandelt worden. Da durch die Enttorfung das Land in eine tiefere Lage geriet. was durch den aufgeschütteten Sand nicht ausgeglichen werden konnte, musste, um das anfallende Grundwasser zu beseitigen, eine Dampfschnecke aufgestellt werden. Sie konnte in einer Sekunde etwa 1,5 m" Wasser etwa 1.5 m hochheben. Sie beförderte das anfallende Wasser in den Flößergraben.
In den amtlichen Karten ist der im Volksmund als "Flößergraben" oder als "Flettergraben" bekannte Graben als "Skabyer Torfgraben" vermerkt. Nach und nach wurde durch neue Aufschüttungen die ganze Fläch'1 erhöht. so das das Wasser ohne Pumpenstationen durch den "Flößergraben" zur Dahme geführt werden konnte. Man betrieb auf diesem kultivierten land den Ackerbau, der ausgezeichnete Erträge brachte.
Nach dem Bau des Oder-Spree-Kanals (1891) soll das Wasser des Kanals bis nach Skaby durchgedrungen und den Grundwasserspiegel wieder erhöht haben. Der Ackerbau konnte nicht mehr betrieben werden. Der Besitzer des Gutes Skaby prozessierte diesbezüglich mit dem Staat. aber zu Ungunsten des Prozeßführers.
Skaby wurde ein Wiesengut. Der durch den Prozess verschuldete Besitzer Reese verkaufte das Gut an den "Millionenbauern" Oskar Willmann aus Berlin¬ Schöneberg. Sein Bruder Max erwarb das Gut in Blossin.
Willmann verpachtete jährlich die Wiesen an die Bauern der umliegenden Dörfer.
Seit 1920 wechselten dann laufend die Besitzer. Es diente als Ruhesitz und Jagdidyll (Admiral von Müller) oder als Erziehungsanstalt des Franziskaner Ordens ,später als Lazaret (1944).
Nach der Bodenreform 1946 wurde es VEG (Volkseigenes Gut). Das Schloss wurde zum Kinderheim heimatloser Kinder (1946/47) und später zum Müttererholungsheim bis 1968 ausgebaut.
Mit der Geschichte des Gutes Skaby ist der Skabyer Torfgraben verbunden. Dient er doch zur Entwässerung der Ländereien des Gutes Skaby. Friedrich 11. ließ ihn planen und erbauen.
Die Friedersdorfer waren aber keinesfalls davon erbaut, glaubten sie dadurch noch, mehr Wasser auf ihre Felder zu bekommen. Sie protestierten energisch gegen diesen Grabenbau. Die Beauftragten des Königs ließen daher die protestierenden Bauern ins Gefängnis bringen, um sie nachgiebig zu bekommen, was auch bei vielen dadurch erreicht wurde. Nur einer, Bauer Krüger (heute Hof von Vetter, Hauptstraße), gab nicht nach. Nachdem Krüger zwei Jahre im Gefängnis in Brandenburg gesessen und auf seinem Standpunkt beharrte, gaben die Beauftragten des Königs nach. Sie brachten noch einmal die Angelegenheit vor den König. Er sollte endgültig entscheiden. Friedrich 11. ordnete sofort die Freilassung Krügers an und verfügte, dass den Bauern keinerlei Unkosten und lasten durch die Anlegung des Grabens auferlegt werden und entstehen dürfen. In Friedersdorf hieß Krüger nun der "Brandenburger", was sich auch auf seine Nachkommen übertrug.
Dieses Königswort gab in einem Prozeß den Ausschlag. den der oben genannte "Millionenbauer" Willmann in den Jahren 1895-97 mit der Gemeinde Friedendorf führte. Es ging um die Unterhaltung der Brücken und die Räumung des Flößergrabens. Der Entscheid des Gerichtes: Der Unterhalt fällt der Regierung zu!
Heute wird der Graben von der Forstverwaltung unterhalten. Bis 1863 hielt man den Graben für die Torfflößerei instand. Das Wasser wurde durch drei Stauwehre so gehalten, dass kleine Kähne bis zur "Rondelwende" (Kessel) den Torf bringen konnten. Die Kähne wurden von Männern an der Leine gezogen. Die Wehre nannte man hier "Fänge". Der erste "Fang" befand sich kurz vor der "Triftbrücke". Der zweite unmittelbar an der "Rondell Brücke". Der dritte "Fang" hinter der "Dudelbrücke". Am "Rondellkessel" war der Umschlaghafen. Hier wurde der Torf in größere Kähne umgeschlagen, der dann so bis Berlin gebracht wurde. 1863 hörte die Torfflößerei gänzlich auf. Die Stauwehre sind zerfallen und entfernt worden.
Der Skabyer Torfgraben entspringt einem kleinen See dicht am ehemaligen Gutsschloss 'Skaby. Dort ist ein ausgiebiger Quell, von dem reichlich Wasser in den Graben abfließt. 1953 und 1954 wollte man noch einmal die Skabyer Wiesen entwässern, um den Gemüsebau größeren Stils betreiben zu können. Der Erfolg blieb aus. Es wurde ein Staubecken an der "Bierbrücke" mit zwei elektrisch betriebenen Pumpen errichtet. Es sollte mit dieser technischen Einrichtung der Grundwasserspiegel der Skabyer Wiesen um 80 cm gesenkt werden. Da der Wasseranfall aber derart groß ist, setzte nicht der erhoffte Erfolg ein. Skaby wird wohl ein "Wiesengut" bleiben.
Quelltext : Friedersdorfer Chronikblätter 1968