Robert Riehl: Charaktere in Stein


Bild "Skabyer Moor:bildhauer1.jpg" Eine große Begabung - ein komplizierter Mensch



















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Die Skulptur vor der anonymen Begräbnisstätte auf dem Friedersdorfer Friedhof
war wiederholt Anlass zur Frage nach dem Künstler.


















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Über sein Leben und Schaffen ist den meisten Friedersdorfern wenig bekannt.
Geboren wurde Robert Johannes Riehl am 26,04.1924 in Viernheim bei Mannheim.
Nach einer Lehre als Maschinenschlosser begann er mit 16 Jahren ein Studium an der
Akademie der Künste in München.
Nach der Zeit als Soldat 1943 bis 1945 in Frankreich arbeitete er als freier Bildhauer und Keramiker in seiner Heimatstadt.



Von 1951 bis 1953 war er Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin bei Professor
Gustav Seitz, der ihm eine ungewöhnliche Begabung zur Monumentalität bescheinigte.
1952 erhielt er im Wettbewerb den ersten Preis für das Buchenwald-Denkmal als Bildhauer
der Jugendbrigade „Makarenko“.
Der Preis wurde nicht realisiert. 1953 bekam er einen Auftrag zur Schaffung von vier
Großplastiken für das geplante Theater in Stalinstadt- heute Eisenhüttenstadt.
Riehl wurde jedoch die Aufgabe, da seine Plastiken nicht den damaligen Vorstellungen
der Partei von einem „sozialistischen Menschenbild“ entsprachen.

         Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können
                                muss man vor allem ein Schaf sein


Daraufhin verließ Riehl spontan sein Atelier in Fürstenberg/Stalinstadt.
Ein schwerer Verkehrsunfall führte 1955 zu hochgradiger Invalidität, die ihm die Arbeit an monumentalen Plastiken nicht mehr ermöglichte.
Erhalten geblieben ist von den konzipierten Großplastiken in Eisenhüttenstadt die des „Maurers“.



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Eine weitere Aufnahme der im August 2003 arg beschädigten Skulptur “Der Maurer” von Robert Riehl aus den 1950er Jahren, die als eine von mehreren Repräsentationsplastiken vor dem Friedrich-Wolf-Theater geplant war, jedoch mit den zu diesem Zeitpunkt häufig wechselnden Windrichtungen des eher auf politische Leitlinien als auf künstlerische Qualität gerichteten offiziellen DDR-Kulturverständnis’ nicht harmonierte. Die Folgen für Robert Riehl waren dramatisch, den Maurer hat es erst lange nach der Auflösung der DDR erwischt. Mittlerweile steht er halbwegs geflickt und wieder hergestellt im Hof des Städtischen Museums, welches dem 1976 verstorbenen Künstler 2006 eine schöne Ausstellung widmete.




















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Robert Riehl hat mit seinem "Maurer" zwar nur eine Plastik im Stadtbild von Eisenhüttenstadt platzieren können, und diese nicht einmal wie geplant im Theatergiebel sondern auf kleiner Wiese vor frühem Wohnungsneubau, mit der Figur aus den späten 1950ern aber doch durchaus eine Ikone der Eisenhüttenstädter Aufbruchsjahre geschaffen.








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Das der gute in Stein gemeißelte Bauarbeiter später auch durch wilde Knabenhand in Zusammenwirkung von wenig mildem Kornbrand (so die Vermutung) ebenfalls zu einer Ikone des Abriss vandalisiert werden sollte, hat der Schöpfer glücklicherweise nicht mehr erleben müssen. Mittlerweile findet sich das Standbild so gut hergerichtet, wie es eben ging, nachdem man ihn nahezu hingerichtet hatte, im Asylum des Hofes im Städtischen Museums, ihm zur Seite all die anderen Plastiken und Skulpturen, die in der harten Schule der Straße nach 1999 nicht bestehen konnten.

Von nun an gestaltete er vorrangig figürliche Kleinplastiken und Porträts.
Seine wiederholt als staatsfeindlich ausgelegten Äußerungen brachten ihn mit dem Regime in Konflikt und er entging 1965 /66 aus angeblich „technischen Gründen“ (IM der Stasi wäre dadurch enttarnt worden) einer geplanten Inhaftierung.
1968 heiratete er die Berliner Bildhauerin Ingeborg Hunzinger, mit der er langjährig zusammen arbeitete.
Seit dieser Zeit hielt er sich fast ausschließlich in seinem Sommerhaus in Skaby auf.

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Das Haus ist heute leider nicht mehr erhalten es wurde von der DDR NVA abgerissen.
Das Bild zeigt die Stelle an dem es einst gestanden hat.










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In den Jahren 1959 bis 1970 waren seine Arbeiten in verschiedenen Ausstellungen zu sehen,
30 Porträtplastiken in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humbold Universität
Berlin, im VEB Bergmann–Borsig/ Berlin; Ausstellung „Junge Kunst“/Berlin; Plastik und Blumen“ Berlin–Treptow; Ausstellung im Kulturhaus Johannes R. Becher/Berlin.

Die überlebensgroße Plastik „Die Bewahrende“ ist noch mit seinem Einverständnis in
Berlin Johannisthal aufgestellt worden.
Am 14.02.1976 erlag er einem Krebsleiden.



Robert Riehl, eine imposante stattliche Erscheinung - vollbärtig, unkonventionell, wortgewaltig und trinkfreudig.

Oft war er Gast in Friedersdorfer Gaststätten. Den meisten war er nur unter seinem Vornahmen bekannt, als Wortführer großspurig, unbeherrscht und maßlos, so kannten ihn viele. Er konnte, vor allem dem weiblichen Geschlecht gegenüber- sehr charmant sein, indem er mit einem Handkuss Rosen und Konfekt an anwesende Damen verschenkte.

Oder er machte ganz spontan auf seinem Heimweg, zu Fuß,weinselig und bester Laune, einen
Knorrigen Spazierstock schwingend, einer Famili seine Aufwartung, deren Haus etwas abgelegen im Wald liegt.
Der Frau des Hauses brachte er einen leuchtenden Feldblumenstrauß mit.
Sie wurden ins alte Skabyer Forsthaus eingeladen, um sein künstlerisches Schaffen zu begutachten.
Auch interessierte Friedersdorfer besuchten ihn in seinem Sommerhaus in Skaby.
Einige standen ihm Modell.

Im Ort sprach er seltener über seine künstlerische Arbeit, konnte er mal seine Rechnung in der
Gastwirtschaft nicht begleichen, brachte er dafür eine kleine Skulptur mit.
Hin und wieder verschenkte oder verkaufte er auch Kleinplastiken.

Wer Robert kannte, hat ihn nicht vergessen.
Auf eigenen Wunsch wurde er auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt.
Unvergessen für die Trauergäste auch die ersten Worte des Redners am Grab des Künstlers:
Meine lieben Freunde und meine lieben Feinde – so hätte uns der  verstorbene angeredet. Eine Beerdigung wie diese hatte Friedersdorf noch nicht erlebt.
Unter den prominenten Trauergästen Prof. Havemann, Lotte Loebinger (Frau von Herbert Wehner) u.a. aber auch einige Herren in dunklen Ledermänteln.
Weit über 100 Trauergäste nahmen Abschied von einer großen, widersprüchlichen Persönlichkeit.




Quell Texte: Friedersdorfer Mosaik , Berliner Zeitung ,Märkische Oderzeitung
Vielen Dank an die Verfasser